Artikel aus Friedenstimme 1909

By | 17. September 2014

Kamenka, Gouv. Orenburg, den 15. Januar
Kamenka, Gouv. Orenburg. Den 15. Januar, fuhren meine Frau und ich zum Besuch zu meinen Eltern nach Fedorowka. Auf halbem Wege begegneten uns die Eltern, um uns zu besuchen, infolge dessen wir zurückkehrten. Zu Hause angekommen, nahm die Großmutter zuerst unsre ältere dreijährige  Tochter und trug sie herein, während meine Frau mit dem Säugling ins Haus ging. Dann holte sie das zweite Kind von beinahe zwei Jahren herein. Bis sie drinnen das  Tuch auseinander nahm, fand sie das Kind tot. Mit einem Schrei kam sie zu mir herausgelaufen, der ich draußen die Pferde ausspannte. Ich ließ die Pferde los, lief hinein und musste mich überzeugen, dass unsre Helena wirklich tot sei. Welch ein Schmerz, welche Selbstbeschuldigungen uns an diesem Tage und der darauf folgenden Nacht peinigten, können wir nicht beschreiben. Einigen sagten, es könne auch vom Schlag getroffen sein, aber wir fürchten doch, dass es erstickt ist.

Herr, Du redest eine Sprache,
Gib das wir sie recht versteh n.
Herr, Du lenkst Deine Sachen,
Dass sie alle herrlich geh n,
Gib, das wir mit ganzen Herzen,
Dir nur möchten folgen nach
Und das alle diese Schmerzen,
Uns das Aug  recht mache wach.
Abr. Fast.

Sinnsprüche. Aus der Zeitung Nr. 16. J. 1909

Ein Herz, aus dem der Liebe Ströme fließen,
Ein Wille, der des Fleisches Trieb regiert,
Ein Drang, im göttlich Tun sich zu erziehen,
Ein Streben, das im Höchsten sich verliert,
Ein Sinn, der das Vollkommene nur schätzet
Dies ist das Ziel, dem Menschen vorgesetzet.